Persona
Persona
«Persona» (2004-2007) ist eine Serie von Selbstportraits. Es sind inszenierte Bilder, in deren Zentrum ich selbst stehe und dabei meine Umgebung definiere. Und vice versa: die Umgebung definiert beziehungsweise diktiert, wen ich als abgebildete Person darstelle. Anhaltspunkte geben das Rauminterieur, die Kleidung, die Körpersprache und die Pose. Ich teste verschiedene Haltungen und Mimiken, versuche mich in die von mir dargestellte Person einzufühlen.
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Mit jeweils 36 analogen Fotos pro Inszenierung entspricht dies der Standardlänge eines Kleinbildfilms. «Persona» bezieht sich auf Fotoarbeiten von Fotografinnen aus den 80er und 90er Jahren (Cindy Sherman, Tina Barney). Wie in diesen Arbeiten bin ich gleichzeitig fotografiertes Objekt und Regisseurin der Inszenierung. Die Gedanken sind dabei gefangen in klischierte Bilder, beeinflusst von bereits (seit Jahrhunderten!) existierenden Bildern aus der männlichen Sicht auf Frauen. Männer haben seit jeher ein Weltbild konstruiert, in welchem die Geschlechterrollen definiert sind. Die Frauenrolle wird dabei unentwegt durch den <male gaze> festgelegt und bestätigt. Rollenmuster werden übernommen, welche tausendfach in Gestalten aus der Populärkultur gespiegelt werden.
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Die Frage stellt sich nun, wieweit es möglich ist, Rollenmuster auszutauschen und sich dem Reiz des Klischees zu entziehen. «Persona» ist daher die Konfrontation zweier Sichtweisen, jener von innen und jener von aussen.
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Denn es gibt Posen, welche nur für Frauen gedacht sind und auch die Bildvorstellung prägen. So nehme ich wie von selbst Posen ein, die dem Klischee von Weiblichkeit entsprechen. Da jedoch jeweils 36 Bilder pro Setting zur Verfügung stehen, besteht die Möglichkeit, sich im Raum vor der Kamera zu bewegen. Die Bewegung ändert die Posen und so auch die Gefühle. Durch diesen Prozess verschiebt sich die (Selbst-)Wahrnehmung: Was bleibt übrig vom Klischee? Am Drehort kommt ein Prozess in Gang, in welchem sich der Ausdruck und die Posen verändern, innere Gefühlszustände verdichten sich. Es entsteht ein Selbstportrait vieler in einer einzigen Figur, welche ich mit dem Selbstauslöserkabel in der Hand darstelle.